Magazin Selbstmanagement

Goethe hätte seinen Verleger angerufen

Urlaubszeit – die schönste Zeit des Jahres?

Reisen, fremde Länder und Menschen kennenlernen, entspannen, Kultur genießen, kulinarisch verwöhnt werden, sich auf Abenteuer einlassen und den Alltag für eine Weile vergessen….
… wenn da nicht Handy, Mail und Laptop wären!

Während man früher reiste um zu arbeiten, arbeiten wir heute, um zu reisen. Rund um den Erdball on Tour, zu Land, zu Wasser und zu Luft, ist es für uns ein Einfaches, mit unserm Arbeitsalltag in Verbindung zu bleiben. Nicht selten, besser gesagt immer öfter, reist dank der technischen Errungenschaften dieser meist ungefragt mit. Als blinder Passagier, der ganz schön viel Unruhe stiften kann.

Vor dem Frühstück schnell die Mails checken – am Pool das Protokoll eines wichtigen Meetings lesen – Entscheidungen am Telefon treffen –  mit Kunden verhandeln – kurzum Erreichbarkeit über alle Grenzen hinweg.

Was unter Umständen jedoch die Grenzen von mitreisenden Partnern, Familienmitgliedern oder Freunden überschreitet, die sich auf ungestörte Zwei- oder Gemeinsamkeit freuten. Die Geduld wird auf die Probe gestellt, bis am Ende eventuell sogar der berühmte „Geduldsfaden“ reißt. Dann funktioniert die Kommunikation zwar nach Hause, versiegt jedoch am Urlaubsort.

Die „schönste Zeit des Jahres“ wird so ganz schnell zu einer Zerreissprobe für alle Beteiligten. Stress bahnt sich an, Ärger staut sich auf. Die Positionen werden bezogen: Verantwortungsgefühl und Pflichtbewusstsein versus Aufmerksamkeit und ungestörte gemeinsame Stunden.

Ich bin sicher, hätte Johann Wolfgang von Goethe schon die Segnungen der modernen Technik nutzen können, er hätte es getan. Sicherlich hätte er mit seinem Verleger telefoniert, seine Texte per Mail an Medien und Verlage versandt oder Anfragen zu Lesungen zeitnah beantwortet. Es ist Zeitgeist, sich diesen Dingen nicht zu verschließen und es erleichtert den schnellen Einstieg nach den Urlaubswochen ungemein, wenn wir nicht erst Hunderte von Mails sichten müssen, bevor wir uns unserem Arbeitsalltag wieder intensiver widmen. Für die positiven Aspekte oder unabwendbare Notwendigkeit von temporären Arbeitseinsätzen bereits vor dem Reiseantritt Verständnis zu erzielen ist ein wichtiger Schritt, um die Mitreisenden abzuholen und im wahrsten Sinn des Wortes „mitzunehmen“. Dazu gehört auch der zweite – genauso wichtige Schritt – deren Bedürfnisse abzufragen, um dann gemeinsam das WIE, WAS, WANN zu beratschlagen.

Gezielte und offene Kommunikation über Handy, Mail & Co. vor Reiseantritt ist genauso wichtig wie die rechtzeitige Planung von Aktivitäten, Besichtigungen und Entspannung. Treffen Sie mit dem/den Anderen Vereinbarungen, die während der Reisezeit für beide Seiten verbindlich sind. Für den, der erreichbar sein muss oder will ebenso wie für den, der bestimmte Zeiten am Tag auf dessen Aufmerksamkeit verzichten muss und sich seine Zeit frei gestalten kann und soll.

Greifen Sie das Thema schnell auf, wenn Ihr Urlaub schon näher rückt. Viel wichtiger als die Liste mit „was muss in den Koffer“, ist die Vereinbarung über die Zeitgestaltung am Urlaubsort und die Diskussion über Gründe, die für eine Erreichbarkeit und für temporären Arbeitseinsatz sprechen.

In diesem Sinne: Gute Reise, viel Vergnügen und kommen Sie entspannt zurück!